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Donnerstag, 2. November 2017

Alligatoah - Akkordarbeit Kassel 01.11.2017 - Ein Konzertbericht

Die dunkle Jahreszeit ist im vollen Gange, was für Alligatoah, wie in jedem Jahr, Arbeit im Akkord oder auch Akkordarbeit - die Akustik-Tour, bedeutet.


Gleichermaßen routiniert bin auch ich, da ich mittlerweile im dritten Jahr in Folge die Möglichkeit habe diese außergewöhnliche Konzertreihe zu besuchen. Doch freute ich mich dieses Mal ganz besonders auf die Tour, da es für mich sozusagen back to the roots ging. Zurück zum Kongress Palais, der Stadthalle in Kassel. Dorthin, wo ich vor mittlerweile etwas über zwei Jahren mein erstes Konzert überhaupt besuchte. Mein erstes Konzert von Alligatoah.

Als ich nun, zwei Jahre später, im Jahr 2017 erneut an dieser besagten Venue ankam, fühlte es sich, um ehrlich zu sein, ein wenig wie nach Hause kommen an. Seit diesem ersten Konzert damals hat sich in meinem Leben viel verändert. Ich habe eine sehr große Liebe zu Konzerten, und besonders für diese von Alligatoah, entwickelt, bin unfassbar viel in Deutschlands Städten, und ihren Konzerthallen, herumgekommen, konnte dadurch viele neue Gesichter kennenlernen und Freundschaften schließen und eben auch eine Vielzahl an wunderschönen Erinnerungen sammeln. Ich glaube, ich könnte noch stundenlang positive Dinge aus diesem Zeitraum aufzählen, jedoch belasse ich dies erst einmal hiermit. 


Diesjähriger Voract war der Leipziger Lot, den ich zuvor tatsächlich schon einmal live in concert, damals 2016 auf dem Parklichter Festival in Bad Oeynhausen, auf dem Alligatoah ebenfalls spielte, gesehen habe. Statt dem ursprünglich bekannten Veranstaltungsstart, 20 Uhr, setzte sich dieser jedoch bereits 10 Minuten früher, mit einem kleinen Set im Gepäck, an sein Klavier. Das störte mich zwar nicht, tat mir für Lot allerdings etwas leid, da viele noch ihre eigentliche restliche Zeit am Merchstand, der Bar oder den sanitären Anlagen verbrachten. 

Nach einer kurzen Umbaupause, pünktlich um 20:30 Uhr, wurde es folglich wieder langsam dunkel im Saal und der Vorhang verschwand zur linken, sowie zur rechten Seite. Ein, verglichen mit den vergangenen Touren, imposantes, großes Bühnenbild bot sich auf. Ein Abwasserkanal. Darüber eine Straße mit kleiner Baustelle. Eine Leiter, die aus einem Gullideckel empor ragte, verband die Kanalisation mit der Außenwelt. 

Es orgelt - das Motto in diesem Jahr. Dieses Musikinstrument gehörte für mich eher in eine Kirche oder auf einen Jahrmarkt. So hatte ich zugegeben durchaus im Vorhinein einige Bedenken. Jedoch wurden diese mit dem ersten Song direkt verbannt. "Namen machen" bot den perfekte Einstieg, mit ausreichend Anspielungen auf die Gesamtszenerie eines Kanalsystems. 

Die Töne die Sebel, der Gastmusiker von Alligatoah, seiner Hammond-Orgel entlockte erstaunten mich im Laufe des Auftritts immer wieder. Ich hätte vorab im Geringsten mit so einem beeindruckenden Klangerlebnis gerechnet, welches gleichzeitig unfassbar gut mit der wohlklingenden Stimme von Alligatoah harmoniert. Gänsehaut war vorprogrammiert.


Jedoch blieb es an diesem Abend nicht bei einem Instrument. Alligatoah zauberte aus seiner Latzhose zuerst eine Mundharmonika und anschließend eine Blockflöte, womit er das Gitarrensolo am Ende der Studioversion von "Gute Bekannte" ersetzte. Eine, zu Beginn mit einer Plane abdeckte, weitere Orgel trug ihren Teil zu "Lass Liegen" bei. Unter der zweiten Plane verbarg sich ein Verstärker sowie eine E-Gitarre mit einem auffälligen, weißen, Alligatoah-A, welche bereits im Festivalsommer zum Einsatz gekommen ist. Einer meiner persönlichen Höhepunkte des Abends folgte daraufhin. "Wer weiß", mein Lieblingslied. Lediglich zur Zugabe betrat Alligatoah dann noch einmal, wie von ihm gewohnt, mit einer Akustik Gitarre die Bühne und gab "Teamgeist" zum Besten. 

Für die nötige Interaktion mit dem Publikum, insofern man Interaktion mit Alligatoah ehrlich in Verbindung bringen kann, folgte anschließend "Du bist schön". Der gesamte, nahezu ausverkaufte, Saal wurde zum Mitsingen aufgefordert. Hinterher folgten Standing Ovations. Jedoch fehlte noch ein maßgebender Bestandteil eines jeden Alligatoah Konzerts: Das Trailerpark-Medley und zwar in Form eines Gospels. Neben "Bleib in der Schule", "Dicks sucken", "Fledermausland" und "Selbstbefriedigung" war nun auch "Sterben kannst du Überall", eine Neuveröffentlichung aus dem Trailerpark, Teil des Ganzen. 

Strahlende Gesichter im Saal, sowie auf der Bühne, nach dem Tourauftakt der bislang mit Abstand besten Akkordarbeit jemals. Umringt von tosendem Applaus, so verdient wie noch nie, für die beiden wohl bekanntesten Kanalarbeiter in Deutschland..


Text & Bild: Annika Schwarze



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