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Freitag, 22. Dezember 2017

Casper und Gäste - Das Zurück Zuhause Festival 2017

Lang Lebe Bielefeld - Caspers Jahresabschlusskonzert in seiner ostwestfälischen Heimatstadt geht in die mittlerweile sechste Runde und stellt dabei alles je Dagewesene in den Schatten.

 

Im vergangenen Jahr fand das Zurück Zuhause Festival, anlässlich seines fünfjährigen Jubiläums, erstmalig an zwei Tagen statt. Doch auch jetzt, ein ganzes Jahr später, ließ sich Gastgeber Casper nicht lumpen und stellte für Freitag den 15. Dezember, sowie Samstag den 16. Dezember ein vielversprechendes Line-Up aus Newcomern und weiteren befreundeten Künstlern zusammen. Für mich bedeutete dies ebenfalls eine Stückweite Rückkehr, da ich nicht weit von Bielefeld entfernt aufgewachsen bin und dazu einige meiner ersten Konzerterfahrungen im Ringlokschuppen gesammelt habe.

-15. Dezember 2017 #ZZH Tag 1 - JACE, GURR, TRETTMANN, KRAFTKLUB-

 

Der Freitag und damit der erste Festivaltag fand, wie gewohnt, in dem kleinen Veranstaltungsraum des Rilos statt, bevor es morgen mit Casper auf die große Bühne ging. Doch im Vergleich zum letzten Jahr waren schon an diesem Tag namenhaftere Künstler anwesend, als jemals zuvor. 

Darunter JACE, Newschool Rapper aus Hamburg, der von sich selbst und seiner Crew, der Flavour Gang, behauptet, bei ihnen kämen alle auf ihre Kosten. Damit hatte er recht. Mit energischen Strophen sowie gerissenen Wortspielen und Vergleichen heizten er und seine Crew der kleinen Menge gekonnt mit einem etwa halbstündigen Set ein.

Nach einer kurzen Umbauphase ging es direkt weiter. Die Animation im Hintergrund ließ zu Beginn direkt darauf schließen, dass es sich um die Berliner Band Gurr um Andreya Casablanca und Laura Lee handelte. Den meisten im Raum waren sie bereits ein Begriff, da sie Kraftklub auf der ersten Hälfte ihrer Keine Nacht für Niemand Tour 2017 begleiteten. In meinem Umfeld stießen Gurr damals eher auf weniger Begeisterung, doch heute gelang ihnen ihr Auftritt umso besser, was nicht zuletzt einer weitaus längeren Spielzeit zu verdanken war, sodass Gurr die kleine Stage mit einem Mix aus E-Gitarren, poppigen Refrains und Garage-Sounds regelrecht zerfetzte. 

Anschließend folgte mein persönliches Highlight des Abends. Trettmann. Ausgegangen von über einer Million monatlichen Spotify Hörern, der mit Abstand größte Act des gesamten Wochenendes. In Karl-Marx-Stadt geboren schuf er mit seinem Erfolgsalbum #DIY ein Meisterwerk gemeinsam mit KitschKrieg, zwischen Pop, Nostalgie und Exotik. Genau das verkörperte Trettmann gleichermaßen während seines Auftritts. Anders als ich erwartet hatte zogen sich nicht nur die klassischen Hip-Hop Hände durch die Menge, sondern auch Moshpits und andere Arten zu Tanzen und die Musik zu fühlen waren darunter. 

Trettis etwa einstündiges Set zierten jedoch auch ältere Songs, darunter "Wie Du" feat. Carsten Chemnitz, hinter welchem Alter-Ego sich Felix Brummer von Kraftklub verbarg. Dieser steppte sinngemäß in die Cypher und steppte nach seinem Part auch gleich wieder raus, um sich auf den eigenen Auftritt vorzubereiten.

Für den obligatorischen Keine Nacht für Niemand Kabuki reichte der Platz im kleinen Raum des Ringlokschuppens zwar nicht aus, jedoch lief die Hymne von Ton Steine Scherben, für die die Hommage überhaupt entstanden war, natürlich trotzdem kurz vor Beginn der Show auf voller Lautstärke. Das richtige Stichwort. Denn nie zuvor habe ich Kraftklub in einem so kleinen Rahmen live gesehen und gleichzeitig selten so eine unglaubliche Show miterlebt. Dafür sorgte an diesem Abend unter anderem ein englischsprachiges Weihnachtslied, welches die Chemnitzer arrangierten, sowie ein "Ich liebe dich" Cover von Clowns und Helden.

Im Laufe des Konzerts verriet Frontman Felix, dass in der kommenden Woche das Musikvideo zu "Am Ende" erscheinen soll [ hier geht es zum neuen Musikvideo ] und erzählte, genau wie im Januar 2016 auf dem Randale Tour Konzert im Ringlokschuppen, die Geschichte einer feierlichen Nacht in einer Bielefelder Disko, in der die Band eine Nachbildung einer goldenen Kuh umwarf und daraufhin flüchtete. Das Ende vom Lied war jedoch, dass sie allesamt eine satte Geldstrafe von rund 5.000 Euro blechen mussten.
Anschließend war die Stage Time der Gebrüder Brummer gekommen, ihren Klassiker "500 K" zu performen. Die roten Scheine flogen und aus der "KMN"- wurde nun die "KMS" Gang.

Kraftklub waren ohnehin bekannt für ihre publikumsnahe Show, was heute im Handumdrehen umzusetzen war. So kam es des öfteren vor, dass Felix einige Male in der Menge verschwand, den Bartresen betrat und auf die Absperrungen der ersten Reihe kletterte. Eine aufgeplatzte, blutende, Lippe war die Folge des ganzen. Wie gewohnt: Randale in Bielefeld.

Passend dazu ging das gesamte Publikum vor der Band mit dem K auf die Knie, ohne dass diese auch nur ein einziges Wort dazu sagen brauchte. "Hat jeder was?", fragte Felix noch einmal nach, bevor zum Refrain von "Randale" jeder aufsprang, um seinen Becher, sein Shirt, seine Schuhe, oder alles weitere mögliche in die Luft zu werfen und sich von dem Druck zu befreien, in dessen Umgebung man sich befand.

Last but not least folgte zum finalen Encore "Songs für Liam". Hierbei mussten die Fans zwar auf das beliebte rot-weiße Konfetti verzichten, jedoch wurden sie mit Casper belohnt. Dieser stürmte tatkräftig auf die kleine Bühne, um seinen Part zum besten zu geben. Eine gelungene Generalprobe für den nächsten Tag und ein noch viel überragenderer Abschluss des Zurück Zuhause Freitags 2017..

-16. Dezember 2017 #ZZH Tag 2 - DER RINGER, MAVI PHOENIX, AHZUMJOT, CASPER-


Den Festivalsamstag, und damit die Konzerte im größeren Teil des Ringlokschuppens, eröffnete Der Ringer, eine Indie-Pop-Band aus Hamburg. Leider war ihr Auftritt meiner Meinung nach eher ermüdend, als die Stimmung anheizend. Diesen Eindruck teilten anscheinend einige, bereits anwesende Gäste ebenfalls, da sich mancherlei demonstrativ auf den Hallenboden setzten.

Vermutlich zur Freude aller bot die Österreicherin Mavi Phoenix im Anschluss das absolute Gegenstück zu Der Ringer. Ihr Auftritt war lebhaft, energiegeladen und auch ohne dass die Mehrheit jemals zuvor einen ihrer Songs gehört hat, brachte sie, durch ihre immense Bühnenpräsenz, das ehemalige Bahnbetriebswerk zum Beben. Die Songs ihrer im vergangenen Monat releasten EP "Young Prophet" klangen live abermals fetter, als sie es im Rahmen der Studio Version wohl je könnten.

Mittlerweile war es in den Reihen brechend voll geworden. Wie es bereits vor dem Einlass, während des Soundchecks, durch die Wände zu hören war, begann Ahzumjot (wahlweise auch Jazumott oder Ahzumgott) seinen Auftritt mit seinem brandneuen Track "Helene Fischer." Der aus Hamburg stammende Rapper performte neben des Titeltracks seines aktuellen und bahnbrechenden Albums "Luft & Liebe" unter anderem ebenfalls "Limbo" feat.Casper, welcher sich dazu für seinen Part zum ersten Mal am heutigen Tag auf die Bühne bequemte.

Nach einer weiteren Umbauphase folgte ein utopischer Turn-Up zu "Bohemian Rhapsody" von Queen, unmittelbar vor Beginn des Auftritts des Gastgebers: Casper. Dieser stürmte in einem Arminina Trikot mit der Aufschrift "82 Griffey" die Stage, startete mit "Alles ist erleuchtet" und steckte direkt mit diesem ersten Song die tobende Menge endgültig in Brand.

Jedoch fanden ebenfalls Songs aus Benjamins, wie Casper mit bürgerlichem Namen heißt, musikalischer Vergangenheit, darunter "Hin zur Sonne", "Kreis", "Unzerbrechlich" oder "Mittelfinger hoch", ihren Platz auf der Setlist. Dieses Privileg genießen nur wenige seiner  Shows, doch das Zurück Zuhause Festival war immer eine davon.

Es herrschte eine unheimlich bewegende Stimmung während des gesamten Konzerts, welche sich tatsächlich von jeder anderen Show unterschied. In diesem Jahr war das Publikum dazu unfassbar textsicher. Bei alten, sowie auch bei den neuen Songs. Diese Dinge machten das ZZH zu dem Besonderen, was es schlussendlich schon immer war.

Aber die Textsicherheit war nicht das einzige, was Caspers Fans an diesem Abend auszeichnete. Während der Stelle "Werfen Rosen herab vom obersten Rang", seines Titelsongs des neuen Albums "Lang lebe der Tod", flog ein Bündel roter Rosen auf die Bühne. Dazu übergab ihm jemand aus dem Publikum, im Laufe seiner Show, eine selbst gebastelte 1Live Krone, die Ben Anfang diesen Monats in den beiden Kategorien in denen er nominiert war, Bestes Album sowie Bester Live-Act, knapp verpasste. Sieger der Herzen war er dennoch allemal, da waren sich alle Anwesenden spätestens jetzt einig, als Casper unfassbar gerührt reagierte.

Wie von den letzten Jahren gewohnt scheute Casper ebenfalls keine Mühen Specialguests mit ins Boot zu holen und performte, gemeinsam mit Drangsal, "Keine Angst" und "Lass sie gehen" mit Ahzumjot, welcher bereits zuvor auf der Bühne ein gelungenes Warm-Up abgeliefert hat.

Neben "Flackern, Flimmern", was Benjamin für all jene geschrieben hat, die ihm heute noch zur Seite stehen, aber besonders für Lisa, kochten spätestens während des letzten Liedes namens "Endlich Angekommen" alle noch vorhandenen Emotionen des Publikums über. Ein überwältigter Casper mit seiner Band und seine noch viel überwältigtere Hörerschaft. Damit endete auch das mittlerweile sechste Zurück Zuhause Festival und ich freue mich schon darauf, wenn es Ende nächsten Jahres wieder auf zu Casper, wieder nach Bielefeld und wieder zurück nach Hause geht.. 

-Annika




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