Am vergangenen Samstagabend fand Maulis Ewig-Tour vorerst ein Ende. Mit seinem neuen Album "autismus x autotune" im Gepäck tourte der Rapper durch fünf deutsche Städte und machte außerdem in Wien Halt. Ich habe ihn einen Tag vor seinem letzten Konzert in Berlin getroffen und mit ihm unter anderem über die bisherige Tour gesprochen.
Morgen ist der Tourabschluss deiner Ewig-Tour 2018 im Berliner Kesselhaus, deswegen zu Beginn die Frage: Wie war die Tour bisher für dich?
Mauli: Sehr,
sehr wild, aber irgendwie auch, ich weiß nicht ob man professionell
sagen kann, aber recht ruhig, - also auf der Bühne sehr wild und nach den
Auftritten eigentlich immer sehr ruhig, sehr familiär und dankbar
eigentlich. Man hat sehr viel guten Imput von den Fans bekommen. Dafür,
dass das Album zu Tourbeginn erst vier Wochen draußen war, konnten alle
die Lieder auswendig und waren total aufgedreht, auch bei den neuen
Songs und sowas ist immer sehr schön.
Warst du mit derselben Truppe unterwegs, die dich 2016 schon auf der damaligen Tour unterstützt hat, oder ist dieser Kreis mittlerweile gewachsen?
Mauli: Alle die bei
der Tour waren, waren auch 2016 dabei, es waren damals nur viel weniger
insgesamt. Ich mag es auch einfach nicht so sehr, danach noch in
irgendeine Bar zu gehen oder irgendwie feiern zu gehen oder irgendwo
eine Afterparty zu machen, sondern ich bin halt immer relativ lange noch
in der Location. Wir waren auch alle darauf bedacht am nächsten Tag
wieder eine gute Show abzuliefern, weil uns einfach dieses Konzert an
sich so viel Energie gegeben hat, dass wir dachten: Okay, sowas wollen
wir den Leuten morgen wieder bieten und übermorgen auch. Wir suchen uns
danach vielleicht im Hotel noch einen ruhigen Raum oder so, aber es war
ruhiger als die letzte Tour würde ich sagen. Und trotzdem super.
Hast du vielleicht eine Anekdote zu dem, was auf der Tour passiert ist, was dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Mauli: Es
sind so viele Sachen passiert, die mir in Erinnerung geblieben sind.
Eine Geschichte war auf jeden Fall, dass mich in München jemand nach dem
Konzert gefragt hat, ob ich auf seiner Hochzeit spielen kann, weil er
zu dem Song "Licht" seiner Freundin einen Antrag gemacht hat. Er hat
dann gesagt: "Du musst unbedingt auf unserer Hochzeit spielen!" Dann
habe ich gefragt, wann die denn ist und er meinte nur: "Ja egal, wann du
kannst! Wir richten uns nach dir!" Und dann fand ich es irgendwie eine
süße Geschichte und habe Ja gesagt und habe dann gemerkt, dass sein
Freund die ganze Zeit mitgefilmt hat. Also jetzt hat er mich auf Video
wie ich Ja gesagt habe, jetzt wird er mich wohl irgendwann dieses Jahr,
oder auch nächstes Jahr fragen, was denn jetzt ist. Dann werde ich wohl
anscheinend auf seiner Hochzeit spielen.
Du spielst morgen im Kesselhaus, wo du 2016 auch gespielt hast. Ist es dann trotzdem noch etwas besonderes, gerade wenn man auch nach Berlin zurückkommt?
Mauli: Das Ding
ist, dass wir letztes Mal im Maschinenraum waren. Das ist ein Teil des
Kesselhauses, eine kleine Location oben, wo 250 Leute reinpassen.
Das haben wir dieses Jahr so schnell ausverkauft, dass wir gesagt
haben: Okay, wir verlegen hoch. Und dann habe ich gesagt: Lass doch in
der Location bleiben, dann spielen wir dieses Mal im großen Kesselhaus,
da passen halt 1000 Leute rein. Also dreimal so viel. Es wäre zwar
vermutlich schlauer gewesen, dann irgendwie erst mal etwas doppelt so großes zu
nehmen und das dann auszuverkaufen, aber im Kesselhaus sind wir
jetzt auch, zwar noch nicht ganz ausverkauft, aber da sind wir auch zum
größten Teil voll und es wird natürlich das größte Konzert, was ich
jemals hatte und das besonderste Konzert auch, weil dann auch zum ersten
Mal meine Familie da ist und die Familie meiner Freundin und lauter
Wegbegleiter, wovon ich viele wahrscheinlich auch schon lange nicht mehr
gesehen habe. Dann kommen die da zum Konzert und gucken sich an was ich
eigentlich die ganze Zeit so mache. Ich habe mich noch nie so sehr auf
einen Auftritt gefreut wie morgen. Es wird ganz besonders.
Du hast zuvor angekündigt alle Tracks von deinem neuen Album "autismus x autotune" zu spielen. Hast du mittlerweile schon herausgefunden, welche Songs am besten ankommen und auf der Bühne funktionieren?
Mauli: Es
gab keinen Song, bei dem ich dachte: Können wir vielleicht
aus dem Set raus streichen. Ich weiß auch nicht, ob ich das gemacht
hätte, weil ich das Album komplett spielen wollte. Ich habe das Album
tatsächlich auch komplett in der richtigen Reihenfolge gespielt, wie es
auf CD gepresst war. Ich habe es halt nur in der Mitte geteilt quasi,
dann ein paar alte Songs gespielt und am Ende spiele ich als Zugabe auch
noch ältere Songs. Und ich habe einfach gemerkt, dass sich die Leute
natürlich bei den älteren Songs freuen, weil sie da halt nicht wissen,
welcher gespielt wird und welcher nicht. Aber wie gesagt, auch bei den
neuen Songs sind alle komplett textsicher und machen teilweise bei den
Liebessongs, die ich habe, Moshpits und rennen gegeneinander und so. Es
ist also ganz verrückt. Ich glaube einfach, dass die Leute, auch wenn
ich nicht die größte Fanbase habe, dann zu den Konzerten kommen, weil sie da
so Bock drauf haben und einfach wissen: Ey, das Konzert ist jetzt und
morgen ist es vorbei, also alles was ich jetzt abrufen kann, kriege ich
noch schnell aus meinem Körper heraus. Und ich habe festgestellt, dass
tatsächlich auch ruhigere Songs, die ich jetzt nicht so auf dem Zettel
gehabt hätte, anscheinend auch zum Rumhüpfen animieren. Das habe ich neu
gelernt auf jeden Fall.
Du spielst im Sommer nur auf dem Splash! Festival. Hast du dort eine andere Herangehensweise an deinen Auftritt, weil auch Leute deine Show ansehen werden, die deine Musik nicht kennen, wie das sonst bei deinen Konzerten eben der Fall ist?
Mauli: Ja
voll! Dadurch, dass ich da ja auch kürzer spiele. Auf meiner Tour
spiele ich so anderthalb Stunden, vielleicht mit Zugabe sogar knapp
zwei, und dann muss man beim Splash! auf 45 Minuten runterbrechen. Dann
kann man halt auch wirklich nur die, die immer funktionieren spielen.
Bei so ein paar Songs ist es egal, da treibt irgendwie der Beat die
Leute genug an, dass sie den nicht kennen müssen und auch nicht
verstehen müssen, sondern dass das irgendwie reicht zum Rumhüpfen. Ich
glaube sowas ist beim Splash! wichtiger. Da kommen ja Leute auch hin um
auszurasten. Die kaufen die Tickets ja ein halbes Jahr vorher, oder ein
Jahr vorher teilweise. Die kommen ja dahin, um auch wirklich so viel wie
möglich wegzufeiern, auch wenn sie es vielleicht noch nicht kennen. In
vielen Fällen sind dann dazu auch Alkohol und Drogen im Spiel, dann ist
eh egal, was auf der Bühne passiert. Aber natürlich gebe ich mir dann
schon Mühe ein Set voller Highlights, sag ich mal, zu machen. Die
ruhigeren Songs mir vielleicht für etwas anderes aufzusparen.
Schaust du dir dann auch privat Auftritte an und nimmst von anderen Acts vielleicht etwas mit, wenn sie dich mit ihrer Show gefesselt haben und du sie im Vorfeld noch nicht kanntest?
Mauli: Ja.
Wenn ich auf Festivals bin, probiere ich schon mir relativ viele Leute
anzugucken, nur ist es oft so, muss man leider wirklich sagen, dass bei
Rap-Festivals die Show selten mega ausgeklügelt ist. Meistens denken
sich die Leute eher: Oh, okay, wenn ich jetzt nur einen DJ mitnehme,
muss ich weniger Gage abgeben oder so. Das ist eher so der
vorherrschende Gedanke, so kommt es mir jedenfalls vor. Wenn man jetzt
auf Elektro-Festivals, oder auf, ich sag mal so ein bisschen
weitgefächerten, genreübergreifenden Festivals ist, nehme ich das schon
mehr mit, weil dann mehr mit der Lichtshow gearbeitet wird, die dann
auch irgendwie ein interessanteres Bühnenbild haben. Außerdem ziehe ich
mir auch viele Konzerte rein, oder Konzertmitschnitte, um einfach zu
gucken, was möglich ist, was Leute alles machen. Ich habe mich dieses
Mal auch zum ersten Mal selbst mit der Lichtshow auseinandergesetzt und
habe das so programmiert, dass die Lichter irgendwie den Beat etwas
unterstützen und sowas. Selbst da kann man ja voll reintauchen, da kann
man ja viel mehr noch rausholen, als es der Großteil der Rapper tut. Und
ja, das mache ich jetzt einfach.
Also hattest du im Vergleich zur letzten Tour auf jeden Fall mehr Möglichkeiten, deine Show selbst so zu inszenieren, wie du dir das vorstellst?
Mauli: Bei der
letzten Tour hat unser DJ das alleine übernommen und ich habe mir das dieses Mal
dann einfach selber ans Bein gebunden sozusagen. Mit Turi zusammen, der auf der Bühne auch Synthesizer spielt. Wir haben dann zusammen die
Lichter einprogrammiert und es uns zur Aufgabe gemacht, dass dann alle
Lichter gleichzeitig mit dem Song anfangen, da kann nichts schiefgehen.
In "Kugeln" hast du die Zeile: "Brauch ein Double ich will einmal um die Welt." Wenn du jetzt auf Tour bist, und vielleicht doch ein bisschen herumgekommen bist, du warst unter anderem auch in Österreich, kann dich das dann gewissermaßen zufriedenstellen, weil dir deine Musik die Möglichkeit bietet, herumzukommen?
Mauli: Das
schon, ja. Aber es ist wahrscheinlich noch der falsche Zeitpunkt, um zu
sagen: Oh, das ist so geil, ich komme so viel rum und sehe so viel,
weil wir jetzt im Moment noch mit Autos unterwegs sind. Wenn wir fliegen
würden hätte ich wahrscheinlich einfach eine kürzere Reisezeit und könnte
mir mehr von der Stadt angucken. Im Moment ist es so, dass wir nach dem
Konzert ins Hotel gehen, morgens aus dem Hotel losfahren, zur nächsten
Location fahren, Soundcheck machen und nach dem Konzert wieder das
gleiche von vorne. In Wien hatten wir einen Tag, den wir ausgesetzt
haben, wo wir einen Tag kein Konzert hatten. Da haben wir uns dann Wien
so ein bisschen angeschaut und waren noch auf dem Prater und haben uns
diese Hundertwasser-Viertel angeguckt und sowas. Das war schon echt
schön. Hätte ich sowas öfter, einfach so ein paar Stunden mehr Zeit vorm
Auftritt, um mir ein paar Städte anzugucken, dann wäre das definitiv so
etwas, was mich sehr zufriedenstellen würde. Auf der Autobahn sieht man
nicht so viel. Das ist nicht so spannend. Aber vielleicht fliegen wir
nächstes Mal einfach.
Du spielst morgen hier in Berlin, Zuhause sozusagen, hast du dafür etwas besonderes vorbereitet?
Mauli: Ja,
das ist für andere Leute nicht so spektakulär, aber wir haben mehr
Lichter! (lacht) Für mich ist das voll geil, weil in den kleineren
Locations natürlich dann auch oft die Bühne nur einen halben Meter hoch
ist. Dann wirkt das alles noch mal so ein bisschen mehr wie eine
Clubshow. Wir hatten auch teilweise Dates die in Konzerthäusern waren,
also wo die Bühne ein bisschen höher war, Traversen oben hingen, mehr
Scheinwerfer waren und so weiter. Aber jetzt in Berlin ist halt die
größte Location, deswegen wird es wahrscheinlich einfach das schönste
Erlebnis. Ich habe mir jetzt nicht zehn Specialguests eingeladen und
zeige dann wen ich alles kenne, aber ich probiere einfach alleine, oder
mit dem, was da auf der Bühne passiert, so zu überzeugen, dass sich
hinterher keiner fragt, warum denn nicht noch ein verrücktes Special aus
dem Hut gezaubert wurde.
Denkst du denn, dass du mit dem was bei dir auf der Bühne passiert, bisher die Erwartungshaltungen der Fans erfüllen konntest?
Mauli: Ich
bekomme mittlerweile nach jedem Konzert das Feedback im Nachgespräch,
also ich quatsche danach immer noch mit den Fans und mache ein paar
Fotos und gebe Autogramme, und da war der Kanon immer: "Krass, sowas
habe ich lange nicht erlebt!" Oder: "Was war das für ein Konzert?!" Und
so weiter. Und ich glaube einfach, dass hinterher jeder geflasht sein
wird und einfach so voll mit Adrenalin und Glückshormonen sein wird,
dass es einfach reichen wird.
Danke Mauli..!
-Annika